Proteste gegen Castor-Halle
Einen Tag vor dem Baubeginn bezeichnete der Landesvorstand der Grünen
die Sicherheitsstandards der geplanten Betonhalle als "mangelhaft
und ungenügend". Das Gebäude sei weder gegen Flugzeugabstürze
noch gegen terroristische Anschläge gesichert, kritisierten die
Landesvorsitzenden Heidi Tischmann und Renée Krebs am Dienstag
in Hannover. Zudem sei das Lager, das bis zu 130 Castor-Behälter
aufnehmen soll, viel zu groß.
Für die Grünen im Landtag erklärte die Fraktionsvorsitzende
Rebecca Harms, das Lager sei unsicher und überdimensioniert. Das
Sicherheitskonzept müsse überarbeitet werden. Harms wandte
sich gegen weitere Atomtransporte aus Lingen zur Wiederaufarbeitung
in die Lager Gorleben oder Ahaus. Die Kapazität im Kraftwerk Lingen
reiche bis zur geplanten Inbetriebnahme des neuen Lagers im Jahre 2002.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) wies darauf
hin, dass durch die zusätzlichen Lagerkapazitäten für
verbrauchte Brennelemente die mögliche Laufzeit des Reaktors beträchtlich
verlängert werde. Die BUND-Landesvorsitzende Renate Backhaus betonte,
die neue Castor-Halle konterkariere den raschen Atomausstieg. Die rot-grüne
Bundesregierung betreibe ein verantwortungsloses Spiel mit der Gesundheit
und der Sicherheit der Bevölkerung.
Die Umweltschutzorganisation Robin Wood kündigte für den
heutigen ersten Spatenstich in Lingen Protestaktion an. Zudem verlangte
Robin Wood, den "unverantwortlichen Bau" zu stoppen. Die RWE
Power AG (Essen) baut ihr erstes Standort-Zwischenlager am Kernkraftwerk
Emsland, um die Castor-Transporte - wie von der Bundesregierung gefordert
- zu verringern.
Das Unternehmen hat für Lingen die Lagerung von 1500 Tonnen Schwermetall
für eine Dauer von bis zu 70 Jahren beantragt. Eine atomrechtliche
Genehmigung für die Nutzung des Zwischenlagers durch das Bundesamt
für Strahlenschutz (BfS) in Salzgitter liegt - anders als die Baugenehmigung
der Stadt Lingen - noch nicht vor. Die Investitionskosten werden auf
etwa 40 Millionen Mark geschätzt.
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Bremer Nachrichten vom 18.10.00 :
Castorhalle löst Besorgnis aus
Grundsteinlegung in Lingen
Hannover (dpa). Einen Tag vor der Grundsteinlegung für ein Standort-Zwischenlager
am Kernkraftwerk Emsland in Lingen haben Umweltschützer und Grüne
das Vorhaben erneut kritisiert. Der Landesvorstand von Bündnis
90/Die Grünen in Niedersachsen bezeichnete die Sicherheitsstandards
der geplanten Castorhalle gestern als "mangelhaft und ungenügend".
Sie solle weder gegen Flugzeugabstürze noch gegen terroristische
Anschläge gesichert sein, kritisierten die Landesvorsitzenden Heidi
Tischmann und Renee Krebs in Hannover. Zudem sei es mit Raum für
insgesamt 130 Castorbehälter überdimensioniert. Der Bund für
Umwelt und Naturschutz (BUND) Niedersachsen lehnt den Bau des atomaren
Zwischenlagers ebenfalls ab. Durch die zusätzlichen Lagerkapazitäten
für verbrauchte Brennelemente werde die mögliche Laufzeit
des Reaktors
beträchtlich verlängert, sagte die BUND-Landesvorsitzende
Renate Backhaus.
Mit der geplanten Lagerkapazität könne das Atomkraftwerk Emsland
noch bis zum Jahr 2055 betrieben werden. Die Grünen halten sogar
einen Weiterbetrieb von bis zu 60 Jahren für denkbar. "Ohne
die Verpflichtung des Betreibers auf eine klar definierte Strommenge
und damit eine Mengenbegrenzung des anfallenden Mülls, sind Zwischenlager
nicht zu genehmigen", betonte der Landesvorstand der Partei.
Die RWE Power AG (Essen) baut ihr erstes Standort-Zwischenlager am
Kernkraftwerk Emsland, um die Castor-Atommülltransporte
wie von der Bundesregierung gefordert zu minimieren. In dem neuen
Lager könnten etwa 130 Castor-Behälter der bisherigen Bauart
V/19 untergebracht werden. Eine atomrechtliche Genehmigung für
die Nutzung des Zwischenlagers durch das Bundesamt für Strahlenschutz
(BfS) liegt anders als die Baugenehmigung der Stadt Lingen
noch nicht vor. Dennoch rechnet die Kernkraft Lippe-Ems (GmbH) im Jahr
2002 mit der Inbetriebnahme.
Außerdem ein ähnlicher Artikel im Weserkurier, Bremen.
Und hier noch die Original-PM :
PRESSEMITTEILUNG
Nr. 32/00
Datum: 17.10.00
Zwischenlager Lingen erfüllt
Sicherheitsanforderungen nicht
Anläßlich des für den 18.10.2000 geplanten ersten Spatenstichs
für den Bau des Zwischenlagers am Atomkraftwerk Emsland in Lingen
nimmt der Landesvorstand wie folgt Stellung: Der niedersächsische
Landesvorstand von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN kritisiert sowohl
die Größe des Zwischenlagers als auch die mangelnden Sicherheitsvorkehrungen.
Am Atomkraftwerk Emsland soll ein Zwischenlager errichtet werden, in
dem bis zu 130 Castorbehälter Platz haben werden. Das ist völlig
überdimensioniert für den im AKW Emsland anfallenden Atommüll.
Theoretisch
ist damit ein Weiterbetrieb des AKW von bis zu 60 Jahren möglich.
Ohne die Verpflichtung des Betreibers auf eine klar definierte Strommenge
und damit eine Mengenbegrenzung des anfallenden Mülls, sind Zwischenlager
nicht zu genehmigen.
Die Sicherheitsstandards des geplanten Zwischenlagers Emsland
sind mangelhaft und ungenügend. Es wird weder gegen Flugzeugabstürze,
noch gegen terroristische Anschläge geschützt sein,
so die Landesvorsitzenden Heidi Tischmann und Renée Krebs.
Lediglich in einem Unterstand aus Beton soll in unmittelbarer Nähe
zur Stadt Lingen 1500 Tonnen hochradioaktiver Müll eingelagert
werden, die einzige Sicherheitsbarriere wird der Castorbehälter
sein. Wesentliche Kriterien der Sicherheit und der Umweltvorsorge werden
damit ignoriert. Zwischenlager, ohne wirksamen Schutz gegen Einwirkungen
von außen und gegen die Freisetzung von Radioaktivität stellen
ein unverantwortbares Risiko dar.
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