Atompolitische Opposition bei den GRÜNEN

Meldung vom 19.10.2000

Atomindustrie verlangt Aufhebung des Forschungsstopps

Experten mahnen Ablaufplan für Endlagerung in Gorleben an

Berlin (AP)

Ungeachtet der anders lautenden Vereinbarung im Ausstiegskonzepthaben Experten der Atomindustrie am Donnerstag nachdrücklich die Wiederaufnahme derEndlager-Forschungen in Gorleben verlangt. Die Wissenschaftler der Internationalen Expertengruppe Gorleben (IEG) erklärten nach einem Treffen am Donnerstag in Berlin, das Moratorium sei wissenschaftlich nichtgerechtfertigt.

Bundesregierung und Kraftwerksbetreiber hatten sich bei der Einigung über einen Atomausstieg Mitte Juni auch auf die Unterbrechung der "Erkundung des Salzstockes in Gorleben bis zur Klärung konzeptioneller und sicherheitstechnischer Fragen für mindestens drei, längstens jedoch zehn Jahre" verständigt. Die IEG erklärte nun, das Fertigstellen der Erkundung "würde eine endgültige Bewertung des Standortes ermöglichen".

Die IEG will trotzdem bis Ende Januar 2001 einenAbschlussbericht vorlegen. In diesem heißt es nachden Angaben der Experten, Gorleben sei bereits vor dem Moratorium "sehr genau untersucht" worden."Wissenschaftliche Gründe, die einer Eignung von Gorleben als Endlager für radioaktive Abfälle widersprechen, sind nicht erkennbar." Die Entscheidung, für Gorleben ein Moratorium zu erlassen, sei "eine politische Entscheidung, die mehr auf der symbolischen Bedeutung Gorlebens beruht als auf einer wissenschaftlichen Grundlage".

Klaus Kühn vor der Technischen Universität Clausthal erklärte allerdings, eine Genehmigung Gorlebens als Endlager sei ohnehin nur denkbar, wenn es möglich sei zu demonstrieren, dass selbst in extremen Störfällen keine Radioaktivität freigesetzt werde. Dazu gehöre im Fall Gorleben, dass Wasser aus dem Deckgebirge in die darunter liegende Salzformation dringe.

Die Experten schlugen eine stufenweise "umfassende Sicherheitsanalyse" vor, in der sie eindeutige wissenschaftliche und soziologische Vorteile sehen, "auch wenn dadurch das Verfahren rechtlich komplizierter werden kann". Ein erster Schritt sei allerdings, sich "auch auf politischer Ebene dafür zu entscheiden, die Entsorgung von radioaktiven Abfällen in tiefen geologischenFormationen durchzuführen". Die politische Ausstiegsdiskussion dürfe nicht zu unnötigen Verzögerungen in denBemühungen führen, "eine allgemein zufrieden stellende Lösung der Entsorgung" zu finden.

 


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